Mobbing und Cyber-Mobbing

Vorsicht im Internet!
Datenpreisgabe kann zu Cybermobbing führen
Osterhofen. In der Aula der Hauptschule Osterhofen fand ein Infoabend zum Thema Mobbing und
Cybermobbing statt.
Als Referenten fungierten der medienpädagogische und informationstechnische Berater (MIB) im
Schulamtsbezirk Deggendorf, Thomas Thaller, die Jugendsozialarbeiterin Julia Dörfler und
Polizeihauptkommissar Manfred Krämer von der PI Plattling.
Die Zuhörer wurden zunächst mit statistischen Aussagen zum Thema Mobbing konfrontiert.
Demnach wird in Deutschland jeder achte Schüler mindestens einmal das Opfer einer Mobbingattacke.
Mobber sind besonders häufig zwischen der sechsten und zehnten Klasse anzutreffen und sind
überwiegend männlich. In 50 Prozent der Fälle stammen sie aus der eigenen Klasse. Dabei sind
verbale Mobbing-Aktivitäten bedeutend häufiger als körperliche Formen. In 25 Prozent der Fällen
dauert Mobbing länger als ein halbes Jahr. Bei zehn Prozent der Fälle tritt das Mobbing täglich auf.
15 Prozent aller Mobbing-Opfer erkranken für längere Zeit, wechseln die Klasse oder verlassen die
Schule.
Der Begriff Mobbing kommt aus dem Englischen und bedeutet anpöbeln, angreifen oder über
jemanden herfallen. Er steht für intrigieren, einschüchtern, bloßstellen, ignorieren, fertig machen,
triezen und schikanieren. Mobbing liegt immer dann vor, wenn vier der genannten Kennzeichen
gleichzeitig erfüllt sind. Die häufigsten Mobbingformen an Schulen sind: Abwertungen aufgrund
von Aussehen, Kleidung oder Verhalten, abwertende Gestik oder Mimik, ingnorieren, hänseln,
lächerlich machen, nachahmen, offen oder verdeckt schlecht über jemanden zu reden, Gerüchte
und Unwahrheiten verbreiten, Schimpfwörter und als letztes körperliche Gewalt.
In der Spirale eines typischen Mobbingprozesses sagt das Opfer etwas Belangloses, was der
Täter mit einer Beleidigung erwidert. Das Opfer reagiert hilflos, was den Täter dazu verleitet
erneut beleidigend zu agieren. Das Opfer signalisiert erneut Hilflosigkeit und zeigt damit,
dass es sich nicht wehren kann. Der Täter erzählt anderen von der hilflosen Reaktion und
macht sich darüber lustig. Das Opfer bekommt mit, dass andere Schüler Bescheid wissen.
Der Täter schart weitere Schüler um sich, die ihm zustimmen. Dies steigert die Hilflosigkeit des
Opfers und führt zu weiteren Angriffen. Das Opfer fühlt sich daraufhin in der Klasse isoliert.
Wie drastisch die Auswirkungen von Mobbing sein können, machten die Referenten mit dem
nachfolgende Auszug aus einem Mobbingforum deutlich: „Ich bin tot, und das schon lange.
Durch euch. Dadurch, dass ihr mich im Laufe der Jahre so sehr gequält habt, dass mein
Herz schwarz und kalt geworden ist. Meine Selbstachtung habe ich schon lange aufgegeben.“
Die Symptome von Mobbing sind vielfältig. Sie reichen über Herzrasen, Alpträume,
Verfolgungswahn, Versagensängste, Angstzuständen, Suchtanfälligkeit bis hin zu
Selbstverletzungen, Suizidgefährdungen und einem möglichen Amoklauf.
Wie können Eltern erkennen, ob ihr Kind Opfer von Mobbing ist? Mögliche Anzeichen
sind, dass das Kind unbedingt zur Schule gebracht werden will, plötzlichen Unwillen
zeigt zur Schule zu gehen, Krankheiten vortäuscht oder die Schule schwänzt.
Konzentrations- und Lernstörungen und das Absinken der schulischen Leistungen
können ein weiteres Indiz sein. Kopf- oder Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit oder
Schlafstörungen, die gehäuft auftreten können ebenfaqlls ein Hinweis sein. Anzeichen
starker Zurückgezogenheit und Verschlossenheit sowie mangelnder Kontakt zu
Mitschülern könnten ebenfalls Alramsignale sein. Im fortgeschrittenen Mobbingprozess
könnte das Kind mehr Taschengeld verlangen, Beschädigungen an den Kleidern oder
gar körperliche Verletzungen aufweisen.
Durch Interesse am Leben des Kindes und dessen Bekanntenkreis kann Mobbing
vorgebeugt werden. Man sollte dem Kind auch aufmerksam zuhören, wenn es von
der Schule erzählt. Wichtig ist auch der Kontakt zur Schule und den Lehrkräften.
Grundsätzlich gilt das Selbstvertrauen des Kindes durch wertschätzende Erziehung
und angemessene Grenzsetzung zu stärken.
Eine neue und drastische Form des Mobbings findet durch moderne Kommunikationsmittel
statt. Man nennt dies Cyber-Mobbing oder auch Cyber-Bullying oder Cyber-Stalking. Die
Formen reichen über Beleidigungen über Handy oder e-mail bis hin zur Fotoverfremdung
im Internet oder der Gründung von Hassgruppen in sozialen Netzwerken. Bis zu
600 Millionen Nutzer werden von bei von Kindern und Jugendlichen beliebten Foren
wie bsmparty und YouTube erreicht. Viel zu leichtsinnig geben die Schüler ihre
persönliche Daten, Vorlieben und Ansichten oder gar Fotos ungeschützt preis. Tätern
wird es dadurch leicht gemacht diese zu verfälschen und so potenzielle Opfer zu
mobben. Eine interessante Tatsache ist hierbei, dass in diesem Bereich Mädchen
die überwiegende Anzahl der Täterinnen ist. Mit einem „Selbstversuch“ demonstrierte
Thomas Thaller, dass man auch ohne die Angabe zahlreicher persönlicher Daten an
diesen "social communities" teilhaben kann und somit der Spaß am „chatten“ auch
ohne hohes Risiko möglich ist.
Ansprechpartner für Mobbingopfer an der Hauptschule ist die Diplomsozialpädagogin
Julia Dörfler. In gravierenden Fällen hilft die Polizeiinspektion Plattling weiter. –cas.